Muster
In einem derart verzweigten Film ist natürlich auch der Einsatz von Mustern durch den Regisseur unerlässlich. In „Mr. Nobody“ finden wir deshalb gleich mehrere immer wiederkehrende Elemente.
Eines lässt sich bei der Musik finden. Oft wird das Lied „Mr. Sandman“ eingespielt, teilweise in unterschiedlichen Versionen, um dem Setting gerecht zu werden. Gemessen daran, dass es in dem Lied um das Träumen geht und Nemo während des Films in seinem Unterbewusstsein unterwegs ist, lässt sich dieser Zusammenhang relativ leicht ziehen. Allerdings ist der offensichtliche interpretative Ansatz der, dass Nemo das alles vielleicht doch nur träumt beziehungsweise ausdenkt. Das widerspricht zwar unserer Hypothese, dass er alles wirklich erlebt hat und sich nur erinnert, kann zugleich aber auch ein Element sein, das die Irritation beim Zuschauer noch mehr erhöht, ohne wirklich Aufschluss über die wirkliche Ausrichtung des Films zu geben.
Eines lässt sich bei der Musik finden. Oft wird das Lied „Mr. Sandman“ eingespielt, teilweise in unterschiedlichen Versionen, um dem Setting gerecht zu werden. Gemessen daran, dass es in dem Lied um das Träumen geht und Nemo während des Films in seinem Unterbewusstsein unterwegs ist, lässt sich dieser Zusammenhang relativ leicht ziehen. Allerdings ist der offensichtliche interpretative Ansatz der, dass Nemo das alles vielleicht doch nur träumt beziehungsweise ausdenkt. Das widerspricht zwar unserer Hypothese, dass er alles wirklich erlebt hat und sich nur erinnert, kann zugleich aber auch ein Element sein, das die Irritation beim Zuschauer noch mehr erhöht, ohne wirklich Aufschluss über die wirkliche Ausrichtung des Films zu geben.
Ein weiteres auditives Element verbindet sich gleich mit einem Symbol: der immer wiederkehrende Zug. Nemo selbst wird während des Films mehrfach gezeigt, wie er in einem Zug sitzt, ein Bahnhof ist einer der Hauptbegegnungspunkte im Film, bei Übergängen zwischen den Leben wird öfter das Geräusch eines fahrenden Zuges eingeblendet – dem Zug wird diesem Film eine größere Bedeutung beigemessen. Wir sehen ihn hierbei als Metapher: der Zug kann nur auf festgelegten Schienen fahren, ein Ausweichen nach links und rechts oder gar ein spontanes Umdrehen ist nicht ohne weiteres möglich. Man erhält nur ab und zu die Möglichkeiten, Abzweigungen zu nehmen, die für sich dann aber auch wieder vorgeprägt sind. Damit kann der Zug sinnbildlich für Nemos Leben gesehen werden. Der Perspektive des Films folgend hat er in jedem Leben jeweils eine andere, schwer wiegende Entscheidung getroffen, die ihm immer genau einen neuen Weg eröffnet hat. Desweiteren hat der Zug auch eine ideelle Konnotation. Denkt man an Züge, dann haben sie immer etwas Kraftvolles, vorwärts Strebendes, Unaufhaltsames. Auch hier bieten sich Parallelen zum Leben an, dass ebenfalls immer vorwärts gerichtet verläuft und so gesehen, bis zu seinem Ende, unaufhaltsam ist, egal welche Abzweigung, welche Entscheidung man nimmt oder trifft.
Deswegen kommt der Szene, in der sich Nemo zwischen Mutter und Vater entscheiden muss, auch so entscheidende Bedeutung für den Film bei, stellt sie doch den auslösenden Konflikt dar. So wird sie auch mehrfach aufgegriffen und in verschiedenen Varianten durchgespielt, um immer Anfang eines neuen Handlungsstranges zu werden.
Deswegen kommt der Szene, in der sich Nemo zwischen Mutter und Vater entscheiden muss, auch so entscheidende Bedeutung für den Film bei, stellt sie doch den auslösenden Konflikt dar. So wird sie auch mehrfach aufgegriffen und in verschiedenen Varianten durchgespielt, um immer Anfang eines neuen Handlungsstranges zu werden.
Ebenfalls immer wiederkehrend ist das Setting, in dem Nemo als Teenager im Koma liegt. Auch liegt noch einmal besonderes Irritationspotential vor, denn dieser Strang der Geschichte ist eng mit den Raumfahrt- und Marsszenen verbunden. Erlebt man dieses Setting erst als Projektion seiner Phantasie, die er selbst zu Papier bringt, erhalten sie im weiteren Verlauf des Filmes eine vermeintliche Legitimation, indem sie an andere Storystränge anknüpfen. Dennoch werden auch diese Szenen immer mit den Phantasien des jungen Nemo im Koma verbunden. Interpretieren lässt sich auch dieser Punkt unterschiedlich: entweder sind die Szenen auf dem Mars wirklich nur geträumt, oder das Unterbewusstsein des alten Nemo bringt diese Erinnerungen, auf Grund ihrer inhaltlichen Nähe, einfach durcheinander. Eine finale Erklärung gibt es nicht.
Symbolisch zu sehen eine Art „farbliche Kodierung“ der drei Frauen in seinen Leben. So tragen alle Mädchen bei der ersten Begegnung mit Nemo im Film ein Kleid, jedes in einer anderen Farbe: Annas Kleid ist rot, Elises blau, Jeannes gelb. Diese Farbgebung findet sich auch im weiteren Verlauf wieder, was wir schon im Mis-en-scene-Abschnitt kurz erläutert haben. Dennoch möchten wir das Hauptaugenmerk noch einmal kurz auf Anna lenken. Sie selbst stellt im Film ebenfalls ein Muster dar, entweder durch ihr eigenes Auftreten oder durch „ihre Farbe“. So ist sie die einzige, die in jedem von Nemos gezeigten Leben vorkommt, und sei es nur kurz an der Ampel im Auto neben Nemo. Sie haben nicht in jedem Leben Kontakt, aber früher oder später begegnen sie sich, wissentlich oder unwissentlich. Damit ist sie eine Konstante, die ihn durch alle Leben begleitet. Ihre Wichtigkeit wird auch dadurch unterstrichen, dass der alte Nemo am Ende seines Lebens ihren Namen flüstert, nicht etwa die von Jeanne oder Elise. Auch durch ihre kennzeichnende Farbe kann man ihr einigen Einfluss auf sein Denken nachweisen. So sind in seinem Unterbewusstsein alle Autos rot, entsprechend ihrer Farbe.
Ebenfalls immer wiederkehrend ist Nemo selbst in der Rolle als Moderator, der dem Zuschauer in einer Art Fernsehsendung Hintergrundinformationen zu dem Film zu Grunde liegenden Theorien vermittelt. So erklärt er in dieser Rolle unter anderem die Big Crunch Theorie, die am Ende zum allgemeinen Verständnis des Films wichtig ist. In dieser Rolle tritt er auch schon relativ früh auf, ohne dass dem Zuschauer aber die Möglichkeit gegeben wird, diese Rolle inhaltlich einzuordnen. Erst später wird klar, dass es sich auch bei diesem Nemo um ein anderes Leben handelt.
Eine Art inhaltliche wie auch zeitliche Klammer wird durch Dr. Feldheim und seine Hypnose gesetzt. Mit ihr beginnt der Hauptteil des Films, eingeleitet durch seine Stimme und die Aufforderung „Erinnern Sie sich!“. Damit beginnt die Reise in Nemos Unterbewusstsein. Jedes Mal, wenn Nemo in seiner Erzählung in sein Unterbewusstsein zurückfällt, ist erneut Feldheims Stimme zu hören („Memoria!“, lat. „Erinnern Sie sich!“), die ihn dazu anhält, fortzufahren. Ebenfalls ein Klammer bildet ein Flugzeug, das Nemo in seinem Unterbewusstsein sieht. Während es anfangs einen Banner mit dem Schriftzug „Sleep“ hinter sich herzieht, ist es am Ende wieder zu sehen, diesemal mit dem Banner „Wake up“.